Thomas Mann Fellows 2026

von VATMH Berlin

Wir freuen uns, die neu ausgewählten Thomas Mann Fellows vorstellen zu können. Während ihrer mehrmonatigen Aufenthalte werden die Fellows im Austausch mit US-amerikanischen Kulturschaffenden, Wissenschaftler:innen und der Öffentlichkeit an ihren Projekten zum Jahresthema „In Search of a Common Cause“ arbeiten. Thematisiert wird unter anderem die Frage, wie Konzepte von Solidarität im 21. Jahrhundert – angesichts scheinbar gegensätzlicher Identitäten, Gruppen und geopolitischen Allianzen gedacht werden können.

Das Thomas Mann House | Foto: Mike Kelley

Folgende acht Fellows wurden für das Jahr 2026 vom unabhängigen Beirat des Thomas Mann House für Aufenthalte im kommenden Jahr nominiert: die Professorin Patricia Hein, die Journalistin und Autorin Morgane Llanque, die Professorin und Entrepreneurin Miriam Meckel, die Herausgeberin Evein Obulor, der Direktor für Europa und Russland, Royal Institute of International Affairs (Chatham House) Grégoire Roos, der Professor Michael Seewald, die Autorin und Journalistin Düzen Tekkal und die Redakteurin Kia Vahland.

Während ihres Fellowships beschäftigen sich die Fellows mit folgenden Themen:

Während ihres Fellowships befasst sich Patricia Hein mit dem gesellschaftspolitischen Engagement von Hochvermögenden, zum Beispiel in Bewegungen wie taxmenow (Europa) oder Patriotic Millionaires (USA). Der Fokus der Untersuchung liegt auf den Motiven und Wirkungen dieses Engagements.

Morgane Llanque wird zeitgenössische intersektionale Allianzen in den USA untersuchen, darunter interethnische, queer-feministische und umweltbezogene Initiativen, die sich auf die Werte der 1969 von Fred Hampton gegründeten Rainbow Coalition beziehen. Ihr Augenmerk gilt dabei dem intersektionalem Widerstand, der für eine gerechtere Gesellschaft in den USA eintritt und nicht spaltet, sondern eint.

Während ihres Aufenthalts im Thomas Mann House wird Miriam Meckel erforschen, wie sich KI nutzen lässt, um die Demokratie zu stärken. In Kooperation mit Technologie- und Wissenschaftsvertretern möchte sie Grundlagen für von KI moderierte und analysierte Bürgerdialoge schaffen.

Evein Obulor wird sich während ihres Fellowships damit auseinandersetzen, wie Städte Trauer nicht marginalisieren, sondern als gesellschaftliche Praxis begreifen als Grundlage für die Suche nach neuen Formen des Miteinanders. Im Austausch mit Expert:innen, NGOs und kommunalen Akteur:innen in LA will sie erkunden, wie wir Trauerarbeit als Voraussetzung für dringend notwendige soziale Transformation begreifen können.

Grégoire Roos wird sich mit der transformativen Wirkung von Koalitionen aus öffentlichen, privaten und philanthropischen Akteuren befassen. Diese öffentlich-privaten-philanthropischen Partnerschaften (ÖPPP) sind in den USA und insbesondere in Kalifornien relativ weit fortgeschritten. Sein Augenmerk liegt auf den Möglichkeiten der Gestaltung eines politischen Diskurses, der auf Wissenschaft und Kunst basiert.

Michael Seewald wird die wechselnde Haltung des US-amerikanischen Katholizismus zu einer liberalen Gesellschaftsordnung untersuchen. Er geht der Frage nach, ob Theologie eine kirchen- und gesellschaftsgestaltende Kraft besitzt, oder lediglich eine von politischen Überzeugungen abhängige Variable darstellt, die sich wechselnden ideologischen Formen anpasst.

Während ihrer Zeit in Los Angeles wird sich Düzen Tekkal, ausgehend von einer Beschäftigung mit dem Genozid an den Jesid:innen, mit der Frage beschäftigen, wie Demokratien ihre Werte gegen Extremismus und Menschenfeindlichkeit verteidigen können. Im Dialog mit führenden Expert:innen für Menschenrechte und Demokratiearbeit will sie transatlantische Ansätze für Erinnerungskultur, Wertevermittlung und Extremismusprävention fördern.

Ihr Fellowship wird Kia Vahland für die Untersuchung der Frage nutzen, welche musealen Konzepte gemeinschaftsbildend sind und der vielfältigen historischen Überlieferung und einer spannungsreichen Gegenwart gerecht werden, und was sich daraus für die Zukunft lernen lässt. Ihr Interesse gilt der Schlüsselrolle, die Museen sowie Erinnerungsorten und Weltkulturerbestätten als Orten hoher Glaubwürdigkeit zukommt.

Als Folge der verheerenden Palisades Feuer Anfang des Jahres 2025 werden zudem einige Fellows aus 2025 ihre Fellowships 2026 nachholen.

Das Thomas Mann House | Foto: Mike Kelley

Die Auswahl der Fellows für das Jahr 2026 traf der unabhängige Beirat des Thomas Mann House: Dr. Cathleen Fisher (Politologin), Alice Hasters (Autorin und ehemalige Thomas Mann Fellow), Esra Küçük (Vorstand der Allianz Foundation), Georg Mascolo (Journalist und Publizist), Dr. Michaela Muylkens (Mitglied des Vorstands der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung), Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Medienwissenschaftler und ehemaliger Thomas Mann Fellow), Alex Ross (Journalist The New Yorker, Mitglied des US-Advisory Boards des TMH und Prof. Dr. Bernhard Schölkopf (Informatiker und ehemaliger Thomas Mann Honorary Fellow).

Die Berthold Leibinger Stiftung, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie das Auswärtige Amt finanzieren die Thomas Mann Fellowships. Der gemeinnützige Verein Villa Aurora & Thomas Mann House wird vom Auswärtigen Amt, von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Goethe-Institut gefördert.

Der Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. fördert als unabhängiger und parteipolitisch ungebundener Mittler der Bundesrepublik Deutschland den geistigen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika. Der gemeinnützige Verein vergibt Stipendien in den beiden Residenzen Villa Aurora und Thomas Mann House in Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien, und veranstaltet Kulturprogramme in den Vereinigten Staaten und in Deutschland. Er hält die Erinnerung an die europäische Exilgeschichte in Kalifornien wach, vermittelt ein zeitgemäßes, vielfältiges Deutschlandbild und ermöglicht ein gemeinsames Nachdenken über gesellschaftliche, kulturelle und politische Herausforderungen.