Freedom from Fear – Ein transatlantischer Dialog über das Menschenrecht auf ein Leben ohne Angst

Die vierzehnteilige Videoserie „Freedom from Fear“ der Berliner Regisseure Florian Giefer und Peter Göltenboth (pet&flo directors) versammelt Reflexionen namhafter Künstler:innen, Autor:innen, Philosoph:innen und Wissenschaftler:innen aus Los Angeles und Deutschland zum Menschenrecht auf ein Leben ohne Angst. Die ersten sechs Episoden wurden im März 2021 an der Fassade des STUDIO Я am Maxim Gorki Theater gezeigt, parallel startete die Online-Premiere auf dem YouTube-Kanal von Villa Aurora & Thomas Mann House.
 
Ausgehend von Franklin D. Roosevelts Vision „Freiheit von Angst“ als Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben, greifen die Beiträge aktuelle Herausforderungen wie Pandemie, Klimakrise und gesellschaftlichen Wandel auf. Protagonist:innen wie Felicitas Hoppe, Sam Durant, Sasha Waltz, Rosa Barba, Peter Sellars, Martha Nussbaum und James Conlon beleuchten, wie Kunst, Literatur, Tanz, Musik, Philosophie und Politik Wege aus der sozialen Angst eröffnen können.

Episoden

Ep. 1 - Felicitas Hoppe

Georg-Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe misst der Angstfreiheit eine höhere Bedeutung zu als der Meinungs- und Religionsfreiheit, da „die Freiheit von Angst oder von Furcht oder Bedrohung eigentlich die Grundvoraussetzung der anderen drei Freiheiten [ist], die Roosevelt propagiert, das heißt wenn ich diese nicht garantieren kann, dann habe ich weder eine Meinungsfreiheit noch kann ich meine Religion ausüben und auch meine existentiellen Grundbedürfnisse werden nicht gesichert sein“.

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Ep. 2 - Sam Durant

Der US-amerikanische Multimediakünstler Sam Durant, der in seinen Arbeiten häufig soziale, politische und kulturelle Fragen aufgreift, in dem er an historische Ereignisse oder Bewegungen erinnert, konstatiert: „Wir müssen die Angst überwinden, die uns davon abhält, uns vorzustellen, wie wir negative Zustände wie Verfolgung, Vorurteile, Rassismus ändern können.“

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Ep. 3 - Sasha Waltz

In dieser neuen Folge von Freedom from Fear beantwortet Sasha Waltz Sam Durants Frage, ob Tanz helfen kann, Angst zu überwinden.

Bei der Arbeit an einem neuen Stück versucht Sasha Waltz wahrzunehmen, was aktuell in der Gesellschaft passiert und erforscht diese Zustände mit ihrem Tanzensemble. Es muss etwas sein, das sie tief berührt, eine Stimmung, die zur treibenden Kraft für eine neue Choreografie werden kann. "Wir können uns nur befreien, wenn wir die Angst mitnehmen und ihr zuhören."

Ep. 4 - Peter Sellars

In dieser Folge kommt der Theater- und Opernregisseur Peter Sellars zu Wort. Er argumentiert, dass "je mehr man wirklich mit seiner Angst arbeitet, desto mehr kann man jemand anderem helfen, seine Angst zu verarbeiten. Und das ist es, was wir als Künstler tun."

Sehen Sie, wie der international gefeierte Regisseur und Professor am Department of World Arts and Cultures/Dance der UCLA über Sasha Waltz' Frage nach einer spirituellen Übung zur Bewältigung von Angst reflektiert.

Ep. 5 - Rosa Barba

Die international renommierte Künstlerin und Filmemacherin Rosa Barba (Villa Aurora Fellow 2006) reflektiert in dieser Episode die veränderte Rolle der Angst im modernen Leben. Für Barba wird künstlerisches Arbeiten zum Weg, mit eigenen Ängsten umzugehen. Sie empfiehlt, sich auf persönliche Überzeugungen zu besinnen und daran festzuhalten, um Unsicherheiten zu überwinden. Die Folge zeigt inspirierende Ausschnitte aus Barbas Filmen und Installationen, in denen sie Landschaften, Erinnerungen und gesellschaftliche Strukturen untersucht und Geschichten von Orten und Menschen miteinander verwebt.

Ep. 6 - Safiya Noble

Wie beeinflusst Angst unser digitales Leben? In Episode 6 spricht die UCLA-Professorin und Bestseller-Autorin Safiya Noble über die Rolle von Angst als treibende Kraft im Internet. Angesichts der riesigen Datenmengen auf Plattformen wie YouTube und Facebook zeigt Noble, wie schwer es ist, Hass und Diskriminierung wirksam zu kontrollieren. Sie fragt: Was können wir tun, um digitale Ängste und Ungleichheiten einzudämmen? Safiya Noble ist eine international anerkannte Expertin für algorithmische Diskriminierung und Autorin von Algorithms of Oppression.

Ep. 7 - Mohamed Amjahid

Als Kind erlebte Mohamed Amjahid, wie seine Mutter in einem Frankfurter Vorort von Neonazis angegriffen wurde – eine Erfahrung, die ihm früh zeigte: „Es ist ein großes Privileg, ohne Angst zu leben.“ In dieser Folge spricht der Thomas Mann Fellow, Autor und Journalist darüber, wie Sprache helfen kann, Angst zu überwinden. Für Amjahid macht Sprache gesellschaftliche Ungleichheiten sichtbar, doch entscheidend ist für ihn, „den Menschen zuzuhören, die bisher nicht im Rampenlicht standen“.

Ep. 8 - Martha Nussbaum

Die international renommierte Philosophin Martha Nussbaum zeigt, wie Angst seit jeher Demokratien bedroht und leicht von Demagogen instrumentalisiert werden kann. In dieser Folge beleuchtet sie die Geschichte der Angst im politischen Denken und fragt, was uns tatsächlich Grund zur Furcht gibt. Für Nussbaum ist Angst nie irrational – entscheidend ist, sie zu erkennen und ihr mit Hoffnung und Mitmenschlichkeit zu begegnen. Martha Nussbaum ist Ernst Freund Distinguished Service Professor of Law and Ethics an der University of Chicago.

Ep. 9 - Rainer Forst

Philosoph Rainer Forst zeigt, wie Angst nicht nur lähmen, sondern auch gesellschaftlichen Wandel anstoßen kann. „Ohne Angst, ohne die Erkenntnis dessen, was mit uns geschieht, werden wir kein angemessenes Verhältnis zu diesen Gefahren gewinnen“, so Forst. Angst kann so zum Motor für kritisches Nachdenken und positive Veränderung werden. Rainer Forst ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt und Thomas Mann Fellow 2021.

Ep. 10 - James Conlon

Dirigent James Conlon spricht im Thomas Mann House über die Kraft der Musik in Zeiten von Angst und gesellschaftlicher Unsicherheit. Er beleuchtet, wie Musik Hoffnung stiften und Menschen verbinden kann – inspiriert von Thomas Manns Exil in Los Angeles und dessen Rolle in der Exilgemeinde. Im Mittelpunkt steht Conlons „Recovered Voices“-Initiative, die vergessene Werke von Komponist:innen ins Bewusstsein zurückholt, deren Leben und Musik durch Verfolgung und Vertreibung bedroht waren. James Conlon ist Musikdirektor der Los Angeles Opera und Chefdirigent des Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI.

Ep. 11 - Feo Aladag

In ihren Filmen erzählt Feo Aladag von Menschen, die trotz berechtigter Ängste neue Wege suchen. „Mich faszinieren Geschichten, in denen Individuen oder Gesellschaften fragen: Wie finden wir die Brücke hinaus?“ Ihre mehrfach preisgekrönten Werke wie Die Fremde, Zwischen Welten und Der Andere beleuchten mit Empathie und Mut die Überwindung von Angst und gesellschaftlichen Zwängen.

Ep. 12 - Andrew Sean Greer

Pulitzer-Preisträger Andrew Sean Greer spricht in dieser Folge über „Freedom from Fear“ – inspiriert von seinem Schreiben, seinen Recherchen und seinen Erfahrungen als offen schwuler Mann in den 1980er Jahren. Er beleuchtet, wie persönliche und gesellschaftliche Ängste das Leben prägen und fragt, wie Freiheit von Angst in einer individualistischen Gesellschaft möglich ist. Andrew Sean Greer lebt in Kalifornien und wurde 2018 für seinen Roman Less mit dem Pulitzer-Preis für Belletristik ausgezeichnet.

Ep. 13 - Sergej Newski

Für Sergej Newski ist Angst kein Thema, das er direkt porträtiert – vielmehr setzt er sich in seiner Musik mit Gefühlen von Enge und Unbehagen auseinander, die durch künstlerische Prozesse überwunden werden können. Darüber hinaus betont der vielfach ausgezeichnete Komponist die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, nicht nur in der Musik, sondern auch zwischen Menschen, um Angst nachhaltig zu begegnen. Sergej Newski wurde 1972 in Moskau geboren und lebt heute in Berlin.

Ep. 14 - Armin Müller Stahl

Armin Mueller-Stahl, geboren 1930 in Tilsit, zählt zu den wenigen deutschen Weltstars. Als vielfach preisgekrönter Schauspieler, Musiker, Maler und Schriftsteller hat er mit internationalen Regiegrößen gearbeitet und in über 130 Filmen mitgewirkt. Seine Malerei – geprägt von expressiven Porträts und Landschaften – spiegelt die Neugier und den scharfen Blick eines vielseitigen Künstlers wider, der seine Umwelt mit Empathie und künstlerischer Tiefe erfasst.