Kunst für die Stadt - 30 Jahre Villa Aurora
von VATMH Berlin
Kunst erobert den Berliner Stadtraum: Zum 30-jährigen Jubiläum der Künstler:innenresidenz Villa Aurora bringt das Projekt Kunst für die Stadt in seiner zweiten Ausgabe fünf neue Plakatkunstwerke in den Berliner Stadtraum. Vom 6. bis 19. Oktober sind die Arbeiten an zentralen Orten wie Kottbusser Tor, Kottbusser Damm, Potsdamer Straße, RAW-Gelände und Alexanderplatz zu sehen.
Das Projekt Kunst für die Stadt reflektiert die Vielfalt der Städte Berlin und Los Angeles. Die Kunstwerke greifen spezifische Eigenheiten der Stadtteile auf, schlagen Brücken zwischen den beiden Metropolen und setzen gesellschafts-politische Akzente. Sechs großformatige Werke im öffentlichen Raum Berlins spiegeln das urbane Leben und eröffnen neue Perspektiven auf Fragen von Zusammenleben, Schönheit, Alter oder Meinungsfreiheit. Ziel ist es, Kunst sichtbar und zugänglich zu machen – jenseits von Museen und White Cubes, mitten im Alltag der Stadt.
Nach der erfolgreichen ersten Ausgabe im Mai geht des Projekt Kunst für die Stadt in eine zweite Runde und sprengt die Grenzen des klassischen Plakats: neben aktuellen Bezügen zu den Metropolen Berlin und Los Angeles sind diesmal gleich zwei interaktive Kunstwerke dabei.
Die in Los Angeles lebenden Künstler:innen Edgar Arceneaux & Zora Arceneaux laden mit Colors of My Home Passant:innen am Kottbusser Damm ein, das Plakat aktiv mitzugestalten. Auf einer silbernen Rubbel-Folie erscheinen Begriffe wie “Weinrot”, “Schaumgrün” oder “Feigenlila” verbunden mit der Frage: Welche Farben verbindest Du mit Zuhause? Wer an der entsprechenden Stelle die Farbe abreibt, legt die Sicht auf die darunter liegende Farbe frei. So entsteht ein farbenfrohes Bild, das den vielfältigen Blick auf den Begriff “Home” im Kiez sichtbar macht.
Googie Horizon der Künstlerin Janine Eggert vereint acht Beispiele der Googie-Architektur, die Eggert in Los Angeles fotografiert hat. Zusammengefügt bilden sie an der Potsdamer Straße eine imaginäre Skyline. Das Werk verweist auf einen Baustil, der in den USA der Nachkriegszeit für Zukunftsglauben, Mobilität und Konsumkultur stand. Als montierte Silhouette wird das Kunstwerk zugleich Archiv und Fiktion – ein Stadtbild, das so nie existiert hat, das aber dennoch das Versprechen einer futuristischen Alltagswelt verkörpert.
Mit ART HEALS zeigt Erik Göngrich Kunst als Kreislauf. Auf seinem Plakat begegnen sich Bilder von Autos und Waldbränden mit dem Schriftzug „ART HEALS“. Im Kontrast zu Rauchschwaden und Zerstörung entfaltet sich die Frage, ob Kunst selbst als heilender Prozess verstanden werden kann. Recycling erscheint hier nicht nur als ökologische Praxis, sondern auch als kulturelle und soziale Notwendigkeit, die den Bezug zur Gegenwart sichtbar macht. Göngrichs Arbeit am RAW-Gelände fragt: Könnte Kunst selbst – verstanden als Prozess der Rück-Verantwortung – ein heilender Akt sein?
Mit Connect the Dots entwirft Lukas Glinkowski ein interaktives Verbinde-die-Zahlen-Bild mit über 10'000 Punkten für die Bewohner:innen Kreuzbergs. Die Arbeit entstand aus den persönlichen Erfahrungen des Künstlers während seines Aufenthalts 2019 in der Villa Aurora in Los Angeles. Damals erlebte er Waldbrände in Pacific Palisades aus unmittelbarer Nähe. Connect the Dots ist dem Einsatz der Feuerwehrleute damals und heute gewidmet. Das Werk verbindet Naturereignisse, menschliches Handeln und persönliche Erinnerung in einem gemeinsamen Bild.
Aufgewachsen in Ost-Berlin fotografierte Wiebke Loeper Mitte der neunziger Jahre die sich rapide verändernde Stadt. In dieser Zeit diskutierte man den Abriss des Fernsehturms, des Kino International und des Haus des Lehrers. Das Hochhaus in der Nähe des Alexanderplatzes, in dem Wiebke Loeper aufwuchs, verschwand. Ihre Fotografien sind zugleich persönliche Dokumente und kollektive Erinnerungsorte. Ausgestellt am Alexanderplatz, schlägt Fotografien, Berlin 1996/97 eine Brücke zu einer vergangenen Zeit und verweist auf die vielschichtigen Ebenen des städtischen Lebens..
Vom 12. - 25. Mai sind die Kunstwerke von sechs Künstler:innen in Berlin zu sehen. Eine zweite
Ausgabe ist für Oktober geplant.