Januar, Februar, März | 2001

Oswald Egger

Literatur
  • Oswald Egger © Katharina Hinsberg

Oswald Egger, 1963 in Lana (Südtirol) geboren, zählt zu den eigenwilligsten und sprachmächtigsten Lyrikern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Wien schloss er 1992 ab und prägte bereits in den 1980er und 1990er Jahren das literarische Leben Südtirols als Mitinitiator und Veranstalter der Kulturtage Lana (1986–1995). Von 1989 bis 1998 gab er die Zeitschrift „Der Prokurist“ in der von ihm gegründeten edition per procura heraus, die zu einer wichtigen Plattform für experimentelle Literatur avancierte.

Eggers Werk umfasst Gedichtbände, Prosatexte und interdisziplinäre Projekte und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Seine Gedichte erscheinen regelmäßig in Anthologien wie „Der Große Conrady“ und in renommierten Literaturzeitschriften. Mit seiner unverwechselbaren, vielschichtigen Sprachkunst überschreitet Egger die Grenzen von Lyrik, Prosa und Bildender Kunst – ein Ansatz, für den er vielfach ausgezeichnet wurde, zuletzt 2024 mit dem Georg-Büchner-Preis, der wichtigsten literarischen Auszeichnung im deutschen Sprachraum.

Nach Gastprofessuren an der Cornell University (Ithaca, NY) und der Universität Bonn sowie Stipendien der Villa Massimo und der Akademie Schloss Solitude wurde Egger 2011 auf die Professur „Sprache und Gestalt“ an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel berufen – eine deutschlandweit einzigartige Position, die die produktive Nähe von Literatur, Bildender Kunst und Design in Forschung und Lehre verbindet.

Oswald Egger lebt und arbeitet auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss und in Wien. Seine poetischen Textlandschaften, die sich der schnellen Lektüre entziehen und den Leser zum assoziativen Entschlüsseln einladen, sind geprägt von der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft. Eggers Werk steht für eine Literatur, die sich dem Verfügbaren entzieht und das Unverfügbare der Kunst immer wieder neu erfahrbar macht.