Heiner Müller
LiteraturHeiner Müller (1929–1995) zählt zu den prägenden Dramatikern, Lyrikern und Theaterregisseuren des 20. Jahrhunderts – ein Avantgardist und Grenzgänger, dessen Werk das Theater in Ost- und Westdeutschland nachhaltig geprägt hat.
Geboren am 9. Januar 1929 im sächsischen Eppendorf, wuchs Müller in den Verwerfungen zweier Diktaturen auf – Erfahrungen, die seine literarische Handschrift tief beeinflussten. Nach dem Abschluss der Oberschule und dem verpflichtenden Arbeitsdienst legte er 1945 das Abitur ab und arbeitete zunächst in der Kreisverwaltung, in einer Bibliothek und als Journalist.
1954/55 war Müller wissenschaftlicher Mitarbeiter im Schriftstellerverband und Redakteur der Kunstzeitschrift „Junge Kunst“. Ab 1957 wirkte er als Autor und Dramaturg, sein erstes Stück wurde an der Berliner Volksbühne uraufgeführt – der Auftakt zu einer Karriere, die von Kontroversen und künstlerischer Radikalität geprägt war. 1958/59 war er am Maxim-Gorki-Theater in Berlin tätig, 1959 wurde ihm gemeinsam mit Inge Müller der Heinrich-Mann-Preis verliehen.
Die Konfrontation mit den DDR-Behörden eskalierte 1961, als sein Stück „Die Umsiedlerin“ nach der Premiere verboten und Müller aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen wurde. Trotz Zensur und staatlicher Repression wuchs sein internationales Renommee in den 1970er und 1980er Jahren stetig.
Ab 1970 war Müller Dramaturg am Berliner Ensemble, 1976 wechselte er an die Volksbühne Berlin. Sein Drama „Germania Tod in Berlin“ wurde 1978 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt und 1979 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet.
1983 wurde Müller Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Es folgten bedeutende Auszeichnungen wie der Georg-Büchner-Preis (1985), der Kleist-Preis (1990) und der Europäische Theaterpreis (1991).
Nach dem Fall der Mauer war Müller von 1990 bis 1993 letzter Präsident der Akademie der Künste (Ost). Ab 1992 gehörte er dem Direktorium des Berliner Ensembles an, 1995 wurde er dessen alleiniger künstlerischer Leiter.
Heiner Müller starb am 30. Dezember 1995 in Berlin. Sein Werk – mehr als zwei Dutzend Stücke, Bearbeitungen, Gedichte, Essays sowie Übersetzungen von Shakespeare, Tschechow, Majakowski und Koltès – prägt bis heute das zeitgenössische Theater. Mit Schlüsselwerken wie „Hamletmaschine“ und „Germania Tod in Berlin“ bleibt Müller eine zentrale Figur der Theatermoderne.