Solidarity and Compromise
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Viele Demokratien stehen heute unter Druck, sowohl in Ländern mit lang etablierten Demokratien wie den Vereinigten Staaten als auch in neuen Demokratien wie Ungarn und Polen. Ein sehr offensichtliches Symptom dieses Drucks spiegelt sich in der Art und Weise wider, wie politische Debatten heute geführt werden. Sie werden immer hitziger und unversöhnlicher, wobei die andere Seite als legitimer Gegner in der Debatte nicht anerkannt wird. Diskussionen werden dadurch angeheizt, dass die verschiedenen Seiten als Vertreter der richtigen oder falschen Antwort dargestellt werden, anstatt unterschiedliche, aber legitime Ansichten zu dem jeweiligen Thema zu präsentieren. Was kann Gesellschaften in diesen Zeiten zusammenhalten und den sozialen Zusammenhalt stärken? Solidarität könnte eine Antwort auf diese Frage sein.
Solidarität mit der Sache eines anderen zu zeigen, kann Verbindungen zwischen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft aufbauen. Aber Solidarität ist auch sehr anspruchsvoll; sie erfordert nicht nur, die Sache als legitim zu betrachten, sondern auch als würdig. Eine weniger anspruchsvolle Lösung bietet der politische Kompromiss. Kompromiss erfordert ebenfalls, die andere Seite als legitimen Vertreter anzuerkennen, aber es ist nicht notwendig, daraus eine gemeinsame Sache zu machen. Die verschiedenen Seiten können sich immer noch über die beste Lösung für ein gegebenes Problem uneinig sein, aber sie respektieren die Ansichten des jeweils anderen und handeln in dem festen Glauben, dass es besser ist, einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Ansichten zu finden, auch wenn dies für beide Seiten einen Verlust bedeutet, als keinen Kompromiss zu schließen. Aber wie können Gesellschaften in solch hitzigen Umfeldern, wie wir sie heute finden, eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts und der Legitimität für die Sache der anderen Seite schaffen?
Teilnehmer:innen
Johannes Gerschewski ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und koordiniert die Arbeit des Theorienetzwerks am Exzellenzcluster „Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)“. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden unter anderem im American Political Science Review, Perspectives on Politics, und Comparative Political Studies publiziert. Sein Buch zu The Two Logics of Autocratic Rule erschien im April 2023 bei Cambridge University Press.
Pola Lehmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Co-Leiterin des Manifesto Projekts. Sie studierte Verwaltungswissenschaften an der Universität Potsdam und Kopenhagen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Demokratie und politische Repräsentation, politische Parteien und Wahlen sowie maschinelles Lernen. In ihrer Dissertation, die mit dem Leibniz Promotionspreis 2021 ausgezeichnet wurde, untersuchte sie politische Repräsentation und Kompromisse im Deutschen Bundestag.
Jeffrey Winters ist Professor und Direktor des Programms für Gleichheit, Entwicklung und Globalisierungsstudien (EDGS) sowie ehemaliger Vorsitzender der Abteilung für Politikwissenschaft an der Northwestern University. Prof. Winters ist auf Oligarchen und Eliten sowie auf die Rolle von Wohlstand, Macht und extremer wirtschaftlicher Ungleichheit in verschiedenen politischen Systemen spezialisiert. Sein bevorstehendes Buch Domination through Democracy: Why Oligarchs Win wird von Penguin Random House veröffentlicht. Sein früheres Buch Oligarchy (Cambridge 2011) gewann den Gregory M. Luebbert Award der APSA 2012 für das beste Buch in der vergleichenden Politikwissenschaft. Prof. Winters untersucht außerdem Menschenrechte, Autoritarismus und demokratische Übergänge in postkolonialen Staaten. Er hat umfangreiche Forschungen in der Region Südostasien durchgeführt.
Partner
Diese Veranstaltung wird vom Goethe-Institut Chicago in Zusammenarbeit mit dem American Council on Germany organisiert.