Events | Eröffnung des Thomas Mann House: Konferenz "The Struggle for Democracy"

Los Angeles | 19. Juni 2018 | 10:00 – 15:00

Thomas Mann an seinem Schreibtisch in Pacific Palisades | ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv | Fotograf: Unbekannt | TMA 3034

„Es ist mit der Selbstverständlichkeit der Demokratie in aller Welt eine zweifelhafte Sache geworden” stellte Thomas Mann nach dem Aufstieg des Nationalsozialismus und dem Ende der Weimarer Republik fest. Nach Stationen in Frankreich und der Schweiz hatte Thomas Mann Zuflucht und Zuhause in den Vereinigten Staaten gefunden. Während seiner Zeit in Amerika setzte er sich in seinem literarischen Werk, in Vorträgen und Essays intensiv mit Fragen nach demokratischer Erneuerung, nach Freiheit und Exil auseinander. Über seine Rundfunkansprachen in der BBC wurde der Nobelpreisträger zur wichtigsten deutschen Stimme im Exil.

Fünfundachtzig Jahre nach der Flucht Thomas Manns ist das Erlebnis der Verletzlichkeit der Demokratie beiderseits des Atlantiks zu einer geteilten Erfahrung geworden. In Europa wie Amerika wird der Zusammenhalt demokratischer Gemeinwesen bedroht. An die Stelle von Austausch droht Abgrenzung, an die Stelle von Kompromissen Konfrontation zu treten. Während sich in Deutschland wie den USA politische Lager zunehmend unversöhnlich gegenüberstehen, treten Gegenmodelle zur Demokratie immer selbstbewusster auf. Es wächst die Gewissheit, dass das Ringen um die Demokratie abermals zu einer der wichtigsten Fragen unserer Zeit geworden ist.


Konferenzprogramm und Sprecher/-innen

10.00 Uhr | Eröffnungsrede

Von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

10.30-11.30 Uhr | Diversity and the search for a common ground

Jutta Allmendinger und Marcelo Suárez-Orozco sprechen mit Studierenden der UCLA, moderiert von Helmut K. Anheier

Während Einwanderung seit jeher zur Identität der Vereinigten Staaten gehört, stellen sich mit wachsender Migration neue Fragen für das Selbstverständnis der deutschen Gesellschaft. Dazu gehören politische und gesellschaftliche Diskussionen darüber, wie offen Demokratie in Deutschland sein kann und will. Gleichzeitig sind in den USA heftige Diskussionen über die Ausweisung von Einwanderern ohne offiziellen Rechtsstatus im Gange. Was können beide Nationen über Staatsbürgerschaft im 21. Jahrhundert voneinander lernen? Und welche Rolle spielt Bildung im Hinblick auf das Zusammenleben neuer Bevölkerungsgruppen und der Stärkung einer offenen, demokratischen Gemeinschaft?

Jutta Allmendinger ist eine deutsche Soziologin. Nach wissenschaftlichen Stationen unter anderen an der Harvard University, der LMU und dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, ist Prof. Allmendinger seit April 2007 Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. 2013 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland. 2014 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Tampere verliehen. Jutta Allmendinger ist in der Zeit ab August 2018 Fellow des Thomas Mann House.

Marcelo Suárez-Orozco ist Professor für Globalisierung und Bildungswissenschaft und Dekan der UCLA Wasserman für Bildung und Information. Der Forschungsschwerpunkt von Prof. Suárez-Orozco liegt auf konzeptionellen und empirischen Problemen auf den Gebieten der Kulturpsychologie und psychologischen Anthropologie mit einem Fokus auf Massenmigration, Globalisierung und Bildung. Er ist Mitglied des Board of Governors der American Academy of Arts and Sciences, und war Sonderberater des Chefanklägers, des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag.

Im Gespräch mit Diane Allen (Human Development & Psychology MA-Studentin, UCLA) und Ramon Flores (Human Development & Psychology PhD-Student, UCLA)

Moderation: Helmut K. Anheier ist Präsident und Professor für Soziologie an der Hertie School of Governance. Seine Forschungsschwerpunkte sind Indikatoren-systeme, soziale Innovationen, Kultur, Philanthropie und Organisationsstudien. Anheier ist wissenschaftlicher Leiter des jährlich bei Oxford University Press erscheinenden Governance Reports der Hertie School. Er ist zudem Professor der Soziologie an der Universität Heidelberg und leitet dort das Centrum für soziale Investitionen und Innovationen (CSI). Anheier promovierte 1986 an der Yale University, war Senior Researcher am Institute for Policy Studies der Johns Hopkins University, Professor of Public Policy and Social Welfare an der University of California, Los Angeles (UCLA) Luskin School of Public Affairs, Centennial Professor an der London School of Economics and Political Science (LSE) und Professor of Sociology an der Rutgers University.

11.30-12.00 Uhr | Kaffeepause

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12.00-13.00 Uhr | Statuspanik – Abstiegsängste in der Demokratie

Heinz Bude and Claire Jean Kim sprechen mit Studierenden der UC Irvine, moderiert von Nikolai Blaumer

In Deutschland wie den USA grassieren Abstiegsängste. Dabei steht längst nicht mehr nur die Zugehörigkeit zur Mittelschicht in Frage. Oft genug geht es um gesellschaftlichen Ausschluss als solchen und einen grundlegenden Mangel an sozialer Anerkennung. Wo liegen Ursachen für Abstiegsängste in Deutschland sowie in den USA? Was bedeutet dies für das politische Klima in beiden Ländern und das Verhältnis unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen zueinander?

Heinz Bude ist ein deutscher Soziologe. Von 1997 bis 2015 leitete er den Bereich “Die Gesellschaft der Bundesrepublik” am Hamburger Institut für Sozialforschung. Seit 2000 hat er den Lehrstuhl für Makrosoziologie an der Universität Kassel inne. Zu seinen jüngesten Veröffentlichungen zählen Gesellschaft der Angst (Hamburger Edition, 2014) und Adorno für Ruinenkinder – Eine Geschichte von 1968 (Hanser, 2018).

Claire Jean Kim ist Professorin für Politikwissenschaft und Asian American Studies an der University of California, Irvine. Sie studierte in Harvard und promovierte an der Yale University. Prof. Kim war Stipendiatin am Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, sowie dem Humanities Research Institute der University of California. Ihre beiden Bücher Bitter Fruit: The Politics of Black-Korean Conflict in New York City (Yale University Press, 2000) und Dangerous Crossings: Race, Species, and Nature in a Multicultural Age (Cambridge University Press, 2015) wurden beide durch die American Political Science Association ausgezeichnet.

Im Gespräch mit Elizabeth Clark Rubio (Anthropology PhD-Studentin, UC Irvine)

Moderation: Nikolai Blaumer, Programmdirektor, Thomas Mann House. Nikolai Blaumer studierte an der LMU München und der Hebräischen Universität Jerusalem, ehe er mit der Arbeit »Korrektive Gerechtigkeit. Über die Entschädigung historischen Unrechts« (Campus Verlag, 2015) im Fachbereich Philosophie der Universität München promoviert wurde. Er übernahm Lehraufträge an der LMU München und der Bauhaus Universität Weimar. Ab 2014 war Nikolai Blaumer als Referent der Abteilung Kultur des Goethe-Instituts tätig. Er ist Mitherausgeber des Bands »Teilen und Tauschen« (S. Fischer Verlag, 2017) und übernahm im Februar 2018, entsandt durch das Goethe-Institut, die Programmdirektion am Thomas Mann House.

13.00-14.00 Uhr | Pause

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14.00-15.00 Uhr | Expulsions – Shifting Borders of Democracy

Teddy Cruz, Ananya Roy sprechen mit Studierenden der UCLA, moderiert von Steven D. Lavine

Statt einer Welt ohne Grenzen, erleben wir in vielen Ländern eine neue Phase der Abschottung. Die neuen Mauern laufen nicht nur entlang kontinentaler oder nationaler Grenzen, sondern mitten durch die urbanen Zentren westlicher Demokratien. Ökonomische Ungleichheiten, Slums, Flüchtlingsunterkünfte und ein wachsender informeller Sektor repräsentieren Entwicklungen, die oftmals als Globalisierung beschrieben werden. Für Demokratien stellt sich die Frage, wie diese wachsenden marginalisierten Gruppen als Teil einer größeren, politischen und gesellschaftlichen Gemeinschaft anerkannt werden können.

Teddy Cruz ist Professor für Public Culture and Urbanization an der University of California, San Diego. Er ist international bekannt für seine Stadtforschung an der Grenze zwischen Tijuana und San Diego, wo Grenzbezirke als Orte kultureller Produktion gefördert werden, um Stadtpolitik, bezahlbaren Wohnraum und öffentlichen Raum neu zu denken. 1991 wurde Cruz mit dem Public Culture and Urbanization für Architektur ausgezeichnet. Er repräsentierte die USA bei der Architekturbiennale in Venedig 2008 und wurden mit dem Ford Foundation Visionaries Award 2011 und dem Architekturpreis der US Academy of Arts and Letters ausgezeichnet.

Fonna Forman ist Gründungsdirektorin des UCSD Center on Global Justice. Sie ist eine politische Theoretikerin, die für ihre revisionistische Arbeit über Adam Smith bekannt ist und sich mit ethischen, sozialen, räumlichen und öffentlichen Dimensionen seines Denkens auseinandersetzt. Seit 2009 ist sie Redakteurin der Adam Smith Review, der führenden internationalen Zeitschrift für die Philosophie von Adam Smith. Zusammen mit Teddy Cruz gründete sie die UCSD Cross-Border Initiative, eine Plattform für engagierte Forschung und Lehre zu Armut und sozialer Gerechtigkeit in Grenzregionen. Forman und Cruz sind die Direktoren von Estudio Teddy Cruz + Fonna Forman, einer forschungsbasierten politischen und architektonischen Praxis, die sich mit Fragen der informellen Urbanisierung, der zivilen Infrastruktur und der öffentlichen Kultur auseinandersetzt, mit besonderem Schwerpunkt auf lateinamerikanischen Städten.

Ananya Roy ist Professorin für Stadtplanung, Sozialfürsorge und Geographie und erste Direktorin des Instituts für Ungleichheit und Demokratie an der UCLA Luskin. Prof. Roy hält den Meyer und Renee Luskin Lehrstuhl für Ungleichheit und Demokratie. An der UC Berkeley hatte Ananya Roy den Lehrstuhl für Globale Armut inne und zuvor den Friesen-Lehrstuhl für Urban Studies. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen zählt: Encountering Poverty: Thinking and Acting in an Unequal World (University of California Press, 2016).

Im Gespräch mit Hilary Malson (Urban Planning PhD-Studentin, UCLA) and Kenton Card (Urban Planning PhD-Student, UCLA)

Moderation: Steven D. Lavine, Founding Director, Thomas Mann House. Steven Lavine war von 1988 bis 2017 Präsident des California Institute of the Arts (CalArts). Davor war er für acht Jahre bei der Rockefeller-Stiftung für das Programm in den Bereichen Kunst und Geisteswissenschaften zuständig. Von 1974 bis 1981 war er Anglistikprofessor an der Universität Michigan. 1991 gab er zusammen mit Ivan Karp das Buch Exhibiting Cultures: The Poetics and Politics of Museum Display heraus. Ein Jahr später erschien der Fortsetzungsband Museums and Communities: The Politics of Public Culture im Verlag Smithsonian Institution Press.

15.00 Uhr | Veranstaltungsende

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Der Eintritt ist frei
R.s.v.p. bis 11. Juni 2018: conference@vatmh.org
 
Location
Getty Center, Harold M. Williams Auditorium, 1200 Getty Center Drive, Los Angeles, CA 90049, USA

Für Informationen zu Parkmöglichkeiten besuchen Sie www.getty.edu/visit/center/plan/parking.


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