Rosa von Praunheim
FilmRosa von Praunheim, 1942 in Riga geboren, zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des postmodernen deutschen Films und der queeren Kultur. Mit seinem Dokumentarfilm Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (1971) wurde er zum Wegbereiter der modernen deutschen Schwulen- und Lesbenbewegung und prägte das gesellschaftliche Klima der Bundesrepublik nachhaltig.
Aufgewachsen als Holger Bernhard Bruno Mischwitzky in der DDR, studierte er zunächst Freie Malerei an der Werkkunstschule Offenbach (heute HfG) und später an der Hochschule der Künste Berlin (heute UdK), brach beide Studiengänge jedoch ab. Mitte der 1960er Jahre nahm er den Künstlernamen Rosa von Praunheim an – eine Reminiszenz an das Frankfurter Stadtviertel Praunheim und den „Rosa Winkel“, das Symbol, mit dem Homosexuelle im Nationalsozialismus in Konzentrationslagern gebrandmarkt wurden.
Sein Filmdebüt gab er 1967 mit dem Kurzfilm Von Rosa von Praunheim. Mit Die Bettwurst (1971), einem Low-Budget-Langfilm mit Laiendarsteller:innen, schuf er einen Kultklassiker des deutschen Underground-Kinos. Im selben Jahr sorgte sein Dokumentarfilm Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt für einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel und wurde zur Initialzündung für die Emanzipationsbewegung der LGBTQ+-Community in Deutschland.
In den folgenden Jahrzehnten widmete sich Rosa von Praunheim in seinen Spiel- und Dokumentarfilmen vor allem drei Themenfeldern: den Lebenswegen starker älterer Frauen, der Homosexualität und der Aids-Krise sowie der Stadt New York. 1991 sorgte er mit seiner medial viel beachteten „Outing“-Kampagne für einen Skandal, indem er prominente Persönlichkeiten gegen deren Willen öffentlich outete – eine Aktion, mit der er auf die gesellschaftliche Doppelmoral und die vernachlässigte Aids-Problematik aufmerksam machen wollte.
Neben seiner Tätigkeit als Filmemacher ist Rosa von Praunheim seit den 1960er Jahren auch als Sachbuchautor, Dichter und Schriftsteller aktiv. Bis 2006 lehrte er als Professor für Filmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film in Potsdam. Für sein Lebenswerk wurde er vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2022 mit dem Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises. Rosa von Praunheim lebt und arbeitet in Berlin.